In der Chronik zur 900-Jahrfeier schreibt Karl Suck Folgendes: …“Auch in Körle wurde der Flachsanbau vor 200 Jahren noch sehr rege betrieben (…) und war für viele Bauernfamilien eine willkommene Nebenbeschäftigung, ein notwendiger Nebenverdienst (…). In Körle lebte damals ein technisch begabter Mann namens Neubauer, der es fertig brachte, eine Flachsbrechmaschine herzustellen, bei welcher der Flachs durch zwei gegeneinanderwirkende, längskantige Walzen gezogen wurde. Der Landrat von Melsungen war über diese arbeitserleichternde Erfindung so begeistert, dass er zwecks Weiterverarbeitung Interessenten zur Besichtigung nach Körle schickte. Nach Aussage des Altbürgermeisters Johann Kördel stand diese Flachsbrechmaschine auf dem Holzstall am Treppchen zum Hirteberg. Mit diesen Holzabfällen von den Stengeln, der der Mundart „Schewwe“ genannt, geschah mitunter manch hinterhältig derber aber auch humorvoller Scherz. Lusitge, vielleicht aber auch neidische Burschen oder Mädchen, streuten damit in dunkler Nacht heimlich und verstohlen vom Hause der Geliebten zum Hause des Liebhabers einen Schewwesteig, um damit auf das Geheimnis einer heimlichen, heiß brennenden Lieber zweier Verliebten hinzuweisen.
Nach dem Brechen folgte das Schwingen (Schwengen) auf dem Schwingestock. Schluss folgte das Hecheln des geschwungenen Flachses, um alle noch vorhandenen Holzteile zu entfernen (…). Endlich war es nun so weit, dass mit dem Flachsspinnen begonnen werden konnte. Dazu diente das (…) Spinnrad. (…) Vor der Verarbeitung des Garnes zu Leinen auf dem Handwebstuhl klopfte man zuerst mit einem Holzschlegel das Garn geschmeidig (…). Diese Arbeit wurde vorwiegend durch Kinder von 10-14 Jahren verrichtet. Das Weben selbst war an sich Männerarbeit.
In Körle gab es 1825 insgesamt 33 Leineweber – 50 Jahre später waren es nur mehr 8.
Die bäuerlichen Familien und ländlichen Leineweber von Körle und Umgebung brachten ihr Garn und Leinen zum Verkauf nach Melsungen.